Auswirkung von Covid-19 auf Frauen

Diesen März begleitet uns Corona seit genau einem Jahr. 12 Monate schon schwanken wir zwischen hartem und weichem Lockdown, Geschäfte gehen bankrott und auch die psychische Gesundheit unzähliger Menschen fällt ins Bodenlose. Neben dem Leid derjenigen Personen, die Job, Haus oder Familie verloren haben, sollte man sich bewusst sein, mit welchen zusätzlichen Problemen Frauen weltweit durch die Pandemie zu kämpfen haben.

Frauen haben häufig weniger Möglichkeiten eigenständige Entscheidungen über ihre Gesundheit zu treffen, sei es wegen restriktiven Gesetzen, Gesellschaftsstrukturen oder ein Mangel an finanziellen Mitteln. Lange Zeit galt der weibliche Körper als ‚zu kompliziert‘ und Reste von diesem Denken sind auch heute noch zu spüren. Immer noch werden Nebenwirkungen von Medikamenten vorwiegend für Männer angegeben oder Krankheitssymptome bei Frauen werden nicht erkannt. In einigen Ländern werden vorwiegend Männer getestet. Abgesehen von den schweren gesundheitlichen Folgen für die Frau, wenn sie im Notfall zu spät medizinische Hilfe bekommt, führt es unweigerlich zu einem weiteren Anstieg der Corona-Fälle. Außerdem wurden durch die Reiseverbote und andere Restriktionen die Möglichkeiten von Hilfsorganisationen schwer beeinträchtigt. Aufklärungsarbeit, Gesundenuntersuchungen und weitere essenzielle Leistungen bleiben seit einem Jahr auf der Strecke.

Schwangerschaften können ohne nötige medizinische Überwachung einen schlechten Verlauf haben. Viele Krankenhäuser sind überlastet und manche Schwangere wollen keine Infektion riskieren, weshalb wichtige Untersuchungen ausfallen.

Geschlechtsabhängige Gewalt hat weltweit inmitten des Lockdowns weiter zugenommen. Es ist schwerer Hilfe zu bekommen, sei es durch Unterstützung von Freunden und Familie oder tatsächliche medizinische Leistungen aufgrund der Verletzungen. Der erhöhte Stress für alle verschlimmert oftmals auch die Gewaltbereitschaft. Hierbei geht es nicht nur um Länder, in denen Frauen ohnehin weniger Rechte haben. Bereits in den ersten Monaten der Pandemie wurde ein Anstieg in fast allen Ländern, inklusive Österreich, verzeichnet!

Weiters führt die Ungleichheit der Arbeitsverteilung zwischen den Geschlechtern vermehrt zu Problemen. Laut UN sind 70% des medizinischen Personals weltweit, und auch in Österreich, Frauen. Arbeit in diesem Bereich ist unter normalen Bedingungen schon sehr belastend, aber die Pandemie hat alles wesentlich verschlimmert. Die Schutzmaßnahmen sind zwar umfassend aber dennoch erkrankten exponentiell viele Angestellte im Gesundheitssektor.

Ebenfalls von erhöhter Ansteckungsgefahr und Stress betroffen sind Beschäftige im Lebensmittelhandel und in Betreuungsberufen. In Österreich sind ca. drei Viertel dieser Personen Frauen. Die Pandemie hat gezeigt, dass gerade diese schlechter bezahlten Berufe essenziell für den Erhalt der Gesellschaft sind und trotzdem befasst sich immer noch niemand mit der Verbesserung der Arbeitsbedingungen oder einer äußerst verdienten Erhöhung der Gehälter.

Wiederum eine andere Gruppe, die größtenteils aus Frauen besteht, sind die Hausangestellten. Dazu gehören Putzkräfte, Kindermädchen und ähnliche Arbeiten, die in fremden Haushalten verrichtet werden. Fast drei Viertel von ihnen haben weltweit ihren Job verloren. In Österreich und auch anderen Ländern, welche ein funktionierendes soziales Sicherheitsnetz haben sind die Auswirkungen nicht ganz so drastisch aber gerade in ärmeren Ländern bedeutet dies oft den Verlust des gesamten Einkommens der Familie. Finanzielle Unabhängigkeit ist unabdingbar für die Gleichberechtigung der Geschlechter. Die Entwicklungen im letzten Jahr sind ein gewaltiger Rückschritt für alle!

Ein weiteres Problem ist, dass Frauen wesentlich öfter unbezahlte Arbeiten verrichten. Dazu gehört nicht nur der Haushalt, der immer noch in vielen Familien vor allem von der Frau verrichtet wird, sondern auch Kinderbetreuung und die Pflege von Familienangehörigen. Nimmt man Statistiken, die sich nur auf Europäer und Nordamerikaner konzentrieren, zeigt sich ein Unterschied von 15 Stunden pro Woche zwischen den Geschlechtern seit Beginn der Pandemie. Schaut man sich die Zahlen davor an, waren es gerade einmal zwei Stunden Differenz.

In Europa haben 21% der arbeitenden Frauen und 6% der Männer ihre Arbeitszeiten geändert, um mit dem neuen Anstieg in diesem Bereich zurecht zu kommen. Besonders belastet sind Paare mit Kindern oder AlleinerzieherInnen. In Österreich waren bereits wenige Wochen nach Anfang des ersten Lockdowns fast alle PsychologInnen und TherapeutInnen ausgebucht. Der größte Teil deren KlientInnen sind weiblich.

Ein großer Teil der oben genannten Berufe wird von Frauen ausgeführt, doch sind sie in vielen anderen Tätigkeitsbereichen immer noch unterrepräsentiert.

UNESCO gibt an, dass gerade einmal 30% aller Wissenschaftler weiblich sind. Noch schlechter steht es um Führungspositionen, die nicht einmal zu einem Viertel von Frauen besetzt sind. Ein ähnliches Bild gab es auch bei der Analyse des Krisenmanagements von Covid-19.

Dabei wurde bei einer Studie, zur Reaktion der Länder im Verhältnis zu den Infektionszahlen, herausgefunden, dass weibliche Staatsoberhäupter wesentlich besser abgeschnitten haben.

Unter anderem ist es diese Ungleichheit der Arbeitsverteilung, die dazu führt, dass wichtige Entscheidungen für die Gesamtheit eines Landes, zu einem großen Teil nur von einer Bevölkerungsgruppe getroffen wird. Jetzt, mehr denn je, ist es wichtig, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um diese Krise zu bewältigen.

Authorin: Christina Fior, Referat für Frauenpolitik und Gleichberechtigung der HTU Graz

Quellen:
https://www.weforum.org/agenda/2021/02/gender-equality-covid-19-pandemic-women-rights/

https://www.nature.com/articles/d41586-020-01294-9

https://www.medicalnewstoday.com/articles/its-time-to-change-the-narrative-women-in-covid-19-science-and-academia#The-benefits-of-women-in-COVID-19-leadership-

https://www.unwomen.org/en/news/stories/2020/9/feature-covid-19-economic-impacts-on-women

https://unficyp.unmissions.org/women-health-care-workers-frontline-covid-19-response

https://www.catalyst.org/research/women-in-the-workforce-global/

https://www.catalyst.org/research/women-in-the-workforce-europe/

https://news.un.org/en/story/2020/03/1060512

www.finddx.org

www.womeningh.org